Ab 1900 wurden die mit kommunaler Unterstützung privat gegründeten Lehranstalten und insbesondere die sog. Ingenieur-Akademien wie die in Wismar als Konkurrenz zu den staatlichen Einrichtungen wahrgenommen; eine Entwicklung, die man schleunigst zu reglementieren gedachte. Es dauerte im Großherzogtum Mecklenburg-Strelitz bis zum 3. Dezember 1910, wo ein Entwurf zur Verordnung betreffend die Errichtung und den Betrieb von Fach- und Fortbildungsschulen nun auch im "Rat der Seestadt Wismar zu Wismar" für Unsicherheit und Unruhe sorgte.
In einer Akademie-Bekanntmachung hieß es: „...Abendkurse für Arbeiter – Die Dozenten der Ingenieur-Akademie sind bereit, möglichst verständliche Vorträge für alle aus ihren Arbeitsgebieten zu halten, um diesen die Gelegenheit zu geben, vorhandene Bildungsmöglichkeiten in ihrem eigenen Interesse und zum Nutzen der Volkswirtschaft auszunützen.“ Quelle: Festschrift 50 Jahre Ingenieurschule zu Wismar
Dipl.-Ing. Böttcher (ungleich Böttger ab 1931) | Grundlagen des Wasserbaus |
Dr.-Ing. Geerdes | Baukonstruktionslehre |
Dr.-Ing. Heinrich / 2 Themen | 1. Drahtlose Telegrafie und Telephonie 2. Allgemeine Elektrotechnik |
Kamm (vermutlich Schreibfehler!) = Dr.-Ing. Kann | Grundlagen des Eisenbahnbetonbaues |
Dipl.-Ing. Kolm | Kraftmaschinen und Hebegruppen |
Oberingenieur Schneider | Kraftfahrzeuge |
Dr.-Ing. Weicher | Werkzeugmaschinen und kaufm. Kalkulation |
Reg.-Baumeister Wittneben | Einführung in die Baustilkunst |
Quelle: Festschrift 50 Jahre Ingenieurschule zu Wismar
Das erste Gebäude der Akademie befand sich von 1908 bis 1935 in der Wismarer Neustadt. und wurde 1935-1945 als Studiengebäude I bezeichnet. Dafür hatte die Stadt die ehemalige Mädchenschule am Heilig-Geist-Hof der Heiligen-Geist-Kirche zur Verfügung gestellt. Neben Räumen für die Lehre war hier auch die Materialprüfanstalt als ein Laboratorium der Akademie untergebracht, seitens Akademie als "Materialprüfungs-Laboratorium" betitelt (ca. 1933). Die Materialprüfanstalt ist unmittelbar mit dem Namen Doz. Dr.-Ing. Adolf Weingarten verbunden.
Wismar und insbesondere auch der Heiligen-Geist-Hof mit dem Studiengebäude I der Ingenieur-Akademie im Hintergrund werden 1922 weltweit bekannt - im Stummfilm "Nosferatu - Eine Symphonie des Grauens", A symphony of horror, Friedrich Wilhelm Murnau.
Die Dreharbeiten zu Nosferatu begannen im Juli 1921 mit Außenaufnahmen in Wismar. Eine Aufnahme vom Turm der Marienkirche über den Wismarer Marktplatz mit der Wasserkunst diente als Eröffnungsszene für den Schauplatz Wisborg. Weitere Drehorte waren das Wassertor, die Westseite der Georgenkirche, der Hof der Heiligen-Geist-Kirche und der Hafen.
... gilt als eines der wichtigsten des Kinos der Weimarer Republik."
Am 3. Dezember 1910 wurde der Abteilung Elektrotechnik der zwei Jahre zuvor gegründeten privaten Ingenieur-Akademie das zuerst erstellte Labor eines Laboratoriums am Klusser Damm* zur Nutzung übergeben. Es war der erste Hochschulneubau Wismars überhaupt und es sollte die östliche Begrenzung des 1911 geplanten neuen Akademie-Campus bilden. (mehr dazu im Jubiläumsartikel von 2019) / online
Damit löste die Stadt Wismar ein 1908 mit dem Gründungsvertrag zur Ingenieur-Akademie verbundenes Versprechen ein. Der Gründer und Architekt Robert Schmidt hatte sich den Bau eines von ihm selbst entworfenen Laboratoriums zusichern lassen, was ein Ausdruck für den anerkannt hohen Stellenwert einer solchen Experimentierbasis war. Mit der ersten Ausbauphase beherbergte der 156 qm große, stützenfreie Laborsaal des ET-Labors weitgehend variabel einsetzbare Versuchsplätze, die zunächst vor allem zur elektrotechnischen Grundlagenausbildung den ET-Studenten, aber auch den der anderen Fachrichtungen in interdisziplinärer Zusammenarbeit zur Verfügung standen. Ganz voran die Abt. Maschinenbau, wie dieser Auszug aus Heinrichs Beurteilung von 1934 belegt.
Damals noch (weit) vor den Toren der Stadt... mit Ausbaupotenzial und direkt an der Magistrale nach Schwerin.
Nach dem Ersten Weltkrieg übergab die Stadt Wismar der Ingenieur-Akademie die St. Georgen-Schule in der Baustraße 55 (diese hieß 1946-1993 Rosa-Luxemburg-Str.) als weiteres Ausbildungsgebäude. Als Studiengebäude II mit Konstruktions-, Bibliotheks- und Leseräumen befand sich das Gebäude unterhalb des Turmes der Georgenkirche.
5. Februar 1935: Der Rat stimmte dem Umbau des Zeughauses zu. Das "... in modernster Weise ausgebaute" ehemalige Zeughaus in der Ulmenstr. 15 wurde im gleichen Jahr als neues Hauptgebäude einschließlich des Bildungsamtes übergeben. Die "...weitläufigen Säle dieses Gebäudes dienen in den Semesterferien Ausstellungszwecken..."
30. Juli 1935 Der Umbau des Zeughauses zur Ingenieur-Akademie ist abgeschlossen.
Im Wismarer Adressbuch von 1937 ist auch das Laboratorium/ Klußer Damm 1 zu finden. (Die Zuordnung zum Baumweg erfolgte vermutlich erst nach 1945.)
(das Umbaufoto aus Familienarchiv Neunaß)
13. Februar 1903 Einweihung des Offizierkasino für das Wismarer Offizierskorps im ehemaligen Hause des Baumeisters Heinrich Thormann am Lindengarten, Altwismartor.
Später nutzt die Ingenieur-Akademie das Gebäude. 1922 veranlasst die Stadt den Umbau in eine Speiseanstalt für Studierende und Dozenten. Eröffnung war am 16. November 1922. War Speisesaal bzw. das Studentenwerk als Kameradschaftsheim.
Quellenangaben Fotos | Fotograf | |
(A) | ||
(B) | Fam. Archiv Neunaß | Hans Prüß, Wismar |
(C) | Fam. Archiv Neunaß | Hans Prüß, Wismar |
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