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Zur Historie von Experimental- / Amateurfunk in Wismar und der Ingenieur-Akademie



 

 

Funkverein Wismar

der Vereinsregister-Eintrag 1924

Ein Sachse bringt den technischen Fortschritt in den Norden

Der erste Radio-Bastler in Wismar stammte aus Sachsen. Es war Kurt Heinrich, der sich 1922 (da noch als Dipl.-Ing.) an der Wismarer Ingenieur-Akademie bewarb. In dieser fand er Anstellung als Leiter des Laboratoriums und Leiter der Abteilung Elektrotechnik. Am 10. Juni 1924 gründete Heinrich in Wismar einen Funk-Verein.

 

 

am 10. Juni 1924 gegründet

Funkverein Wismar e.V.

 

 

  Kurt Heinrich gründete im Laboratorium der Akademie am "Klusser Damm" (erst später dem "Am Baumweg" zugeordnet) das erste An-Institut - sein Elektrotechnisches Institut. Die Ausrüstung brachte er aus seinem bisherigen privaten Labor in Sachsen ein. Anfangs nur mit Empfangsapparaturen; ab Mai 1924 auch eine Versuchs-Funksendestation. Mit einer Funk-Vereinsgründung am 10. Juni 1924 involviert Heinrich nun auch die Wismarer Bürger. (ausführlich und bebildert in den Wismarer Beiträgen, Hefte 24-26 und 29).

 

 

Lage des Laboratoriums im Stadtplan 1925

Heinrichs Elektrotechnisches Institut im Akademie-Laboratorium

 

 

Die Funksendestation der Akademie und des Vereins

Im Mai 1924 wurde im Laboratorium der Ingenieur-Akademie mit dem Funksendebetrieb begonnen (Empfang seit 1922). Das erste Rufzeichen war "Q1"(damals noch Anrufzeichen genannt). Spätere Rufzeichen auch EK4ABK und D4DT.

 

 

Antennen über dem Laboratorium

NEU! Wichtiger Hinweis

Das Foto in obenstehender Collage ist im Nov. 2022 als "Fälschung" entlarvt worden!  Mehr dazu...

Der Stationstisch; hier die Seite der KW-Empfänger. Darüber ein separater Antennenschalter.

 

 

Deutschland beginnt den Unterhaltungs-Rundfunkdienst im Oktober 1923

So begann die erste Sendung eines nun regelmäßigen Unterhaltungs-Rundfunkdienstes in Deutschland. Ein Funkdienst von bereits elf Rundfunk-Diensten zuvor (wie z.B. Wirtschaftsrundfunk, Börsenrundfunk), dessen Benutzung genehmigungspflichtig war und „…dessen Aufgabe es ist, Vorträge künstlerischen und unterhaltenden Inhalts, Musikvorführungen und dgl. auf drahtlos telephonischem Wege zu verbreiten.“

Das Dilemma - kaum zahlende Hörer! Die bereits ca. 15.000 Bastler in lokalen Radio- und Funkvereinen galten als potenzielle Schwarzhörer.  Am 24 Januar 1924 lud die Deutsche Reichspost zum Gespräch, um „… gemeinschaftlich den Versuch zu machen, der bisher ungesetzlichen Betätigung der nichtgenehmigten Empfangsanlagen entgegenzuwirken.“ Um mit einer Stimme zu sprechen, schlossen sich im Vorfeld etwa 30 große Radio- und Funkvereinigungen mit über 100 lokalen Gruppierungen zu einem Zweckverband, einem Kartell, zusammen. Das Deutsche Funk-Kartell.

 

 

 

 

Im Ergebnis der Verhandlungen autorisierte die Deutsche Reichs-Post die von ihnen anerkannten, unmittelbaren Funk- und Radioverbände (letztlich 10 Verbände mit ca. 320 Vereinen zum Ende Funk-Kartells nach 18 Monaten) zur qualifizierten Ausbildung und zur Prüfungsabnahme einer sogenannten Audion-Versuchserlaubnis


 

 

1924 Gründung eines Funkvereins in Wismar

Die Deutsche Reichspost D.R.P. tat sich schwer, ihre Monopolstellung bei der Nachrichtenübermittlung aufzugeben. Selbst der Erwerb von Empfangsgenehmigungen war mit großen Hürden verbunden und nur über Vereinsmitgliedschaften zu erlangen. Und Sendegenehmigungen konnten, wenn überhaupt, nur an Fachleute, Institutionen oder Vereinen beantragen. Um die Funktechnik weiter zu popularisieren (in Wismar bot Dr.-Ing. Kurt Heinrich diese Themen auch in einem Abendkurs für Arbeiter an), gründete Heinrich am 10. Juni 1924 einen Funkverein in Wismar.

Funkverein Wismar e.V. - zur Satzung

 

 

Aufnahme in den Funkverband Niederdeutschland e.V.

Im November 1924 wird Heinrichs Funkverein Wismar in den Funkverband Niederdeutschland e.V. in Hamburg aufgenommen. Der Hamburger Funkverband Niederdeutschland selbst wurden erst zum 30. Mai 1924 (Tagung des Deutschen Funk-Kartells) aufgenommen.

Tagung des Funk-Kartells am 30. Mai 1924
im Funkverband Niederdeutschland e.V. aufgenommen

"Dem Kartell gehören nunmehr 10 große Amateurverbände an..."

Auf der Tagung des Deutschen Funk-Kartells am 30. Mai 1924 wird wissenschaftliches Zusammenarbeiten (u.a. mit dem VDE und meteorologischen Instituten) angekündigt und eine Gründungsbeteiligung an der Heinrich-Hertz-Gesellschaft.

 

 

100 Jahre Funkverein Wismar - Jubiläumsvorbereitungen

Die Geschichte, wie Heinrich mit seinem Verein in Wismar und auch deutschlandweit die vielen anderen Funk- und Radiovereine diese Aufgabe meisterten und 1924/25 aus interessierten Bürgern legale Radiohörer qualifizierten, wird im nächsten Jahr zum Gründungsjubiläum des Funkvereins Wismar e.V. vor 100 Jahren ihre Fortsetzung finden.

Doch bis dahin sollten möglichst noch ein paar Lücken in der Historie geschlossen werden. Dazu veröffentlichte die lokale Sonntagszeitung diesen kleinen Aufruf... Mit Erfolg! So fand sich dieser Pokal und mit ihm so einiges zum Besitzer. mehr...

 

 

Vereinslokal und Bastelstube des Funkvereins Wismar e.V.

Der Fremdenhof "Stadt Hamburg" war bis 1929 das Vereinslokal, bevor man zum Fremdenhof "Zur Sonne" (beide in unmittelbarer Rathausnähe gelegen) wechselte. Jeden Freitag traf man sich hier ab 20 Uhr zum Basteln: Leiter der Bastelstube 1929 war der Betriebsleiter Werner Scholz des Städt. Elektrowerks. 1930 übernimmt er von Kurt Heinrich zusätzlich die Vereinsführung.

4. Funkausstellung in Wismar 1929

 

 

Reges Vereinsleben

"...Aktuell (Juni 1928) 30 Mitglieder!  Neuanmeldungen/Neuaufnahme von 11/7 Funkfreunden."

Empfangsversuche auf See in Vorbereitung

Monatsversammlung vom 14. Juni 1928

 

 

Funkaustellungen in Wismar

1928

 

 

Einladung per Zeitungs-Annonce

Dr.-Ing. Kurt Heinrich organisierte mit seinem Funkverein im Hotel "Stadt Hamburg" vom 18. bis 20. Februar 1928 eine Funk- und Elektroausstellung. Wismars Radiohändler werben in Zeitungsanzeigen mit freiem Eintritt.

  

 

 

zu Funkausstellung 1928

transkribierter Text zur "Die Mecklenburgische Funk- und Elektroausstellung 1928"

 

 

1929

Am 9. - 11. Februar 1929 fand die bereits 4. Funkausstellung in Wismar im Hotel "Stadt Hamburg" statt. 18 Geräte konnten prämiert werden, davon einen Ehrenpreis des Rates der Seestadt Wismar. (mehr...)

4. Funkausstellung in Wismar 1929

Bericht zur Funkausstellung 1929

 

 

Neunaß' prämierter Radioschrank von 1929 / 2022 noch in Nutzung (das frühere Radio-Innenleben wurde nachempfunden)
Foto: Familien-Archiv Neunaß 

1. Preis Pokal zur Wismarer Funkausstellung 1929

So konnte ein gekaufter aussehen

Quelle: https://www.welt-der-alten-radios.de/r--z-tonmoebel-49.html

 

 

Weiterhin Informationen zu den Vorstandsmitgliedern gesucht!

Die Vorstände des Funkvereins Wismar e.V. von 1924-1933

Scholz - Betriebsleiter städt. Elektrizitätswerke Wismar

Zusatzinformationen


 

 

Auch Fachzeitschriften geben Vereinen Themen vor

Selbst in den großen Fachzeitschriften wie die ETZ (Elektrotechnische Zeitschrift) werden Themen zu Radioschaltungen und Schutzmaßnahmen diskutiert. Hier ein Beitrag zur Gefahr, die von der Radiogerätenutzung am Gleichstromnetz ausgeht.

Hochantennen als Blitzschutz beworben

Der Funktechnische Verein (F.V.T.) Berlin kämpfte 1925 gemeinsam mit dem V.D.E. (Verein Deutscher Elektrotechniker) gegen die verschärften Bauauflagen, die den Aufbau von Hochantennen in den Städten stark einschränken sollten. Um mehr Akzeptanz für die "Außenluftleiter" zu erlangen, warb man so auch mit dem sich bei sachgemäßer Installation ergebenen besseren Blitzschutz des Hauses. (aus "Funkbastler" von 1925/1926)

        

 

 

Wismars Funkverein im Deutschen Funk-Kartell

 

 

 

 

Berlin zu weit für Wismar, dafür geht Hamburg

Zwar nicht mit einem Detektorapparat, aber mit einem relativ einfachen Audion-Empfänger konnte der Sender Hamburg gehört werden. Berlin dagegen nur in den Abendstunden.

Detektor-Reichweiten 1926

 

 

Die Norag in Hamburg

Der Rundfunk in Deutschland sollte bewusst dezentral aufgebaut werden. Die technisch-organisatorische Verbreitung vom Unterhaltungs-Rundfunk oblag in jenen Jahren der Deutschen Reichspost, was die staatliche Kontrolle sicherte. Die programmlich-wirtschaftliche Zuständigkeit lag bei einer Sendegesellschaft, so dass auch private Geldgeber sich daran beteiligen konnten.

Am 2. Mai 1924, als die nun bereits fünfte Rundfunkanstalt im Deutschen Reich, ging die Norag in Hamburg auf Sendung. Hans Bodenstedt, der künstlerische Leiter des Hamburger Senders spricht „… das erste Mal … zu unseren 896 zahlenden und zu den ungezählten Schwarzhörern , die ungeduldig darauf warten, ihren Obolus  zahlen zu können.“

 

Norag-Gründung am 16.1.1924
Tägliches "Norag"-Programm in Wismars Zeitung (15.02.1928)

das Radio für den „Fernempfang“

 

 

Radiohören vor allem ein städtisches Phänomen

Das Radiohören war vor allem ein städtisches Phänomen, getragen von bürgerlichen Schichten und speziell von jüngeren Leuten. In den ersten Tagen des Programmbetriebs gab es nur wenige registrierte Rundfunkempfänger - nämlich 896. Doch die Hörerzahlen stiegen rasch an. Ein regelrechter Radio-Boom setzte ein. Die "Teilnehmerbewegung im Norag-Bezirk" wies für die Jahre von Ende 1924 bis Ende 1931 einen Anstieg von 81.000 auf 621.000 angemeldete Geräte aus. Hinzu kamen viele Schwarzhörer.  (aus "1924: Der Norden geht auf Sendung", https://www.ndr.de/der_ndr/unternehmen/chronik/1924-Der-Norden-geht-auf-Sendung,norag109.html)

850.000 neue Hörer im Zeitraum des Wirkens des Deutschen Funk-Kartells


Die Radiotechnik und -technologien in den Anfangsjahren

 

 

Frühe Radiotechnik - anschaulich erklärt! Video / 41 Min. von Günter Abele, Historiker und Buchautor (Film: Josef Pettinger / Quelle: Youtube) Start mit Klick auf Screenshot
Wismars Radiohändler

"bequemer" Rundfunk im ganzen Haus anno 1926

 

 

Empfängertechnik zwanziger/dreißiger Jahre

Deutschland's Hauptakteure: - AEG, Telefunken, Siemens und Lorenz

"Die Bedeutung der deutschen Elektrotechnik in den 1930er Jahren"

"Radiosender Wismar" auf Kurzwelle

Die Versuchsfunkstation im Laboratorium am Baumweg dürfte als erster (und bislang einziger) Rundfunksender in Wismar gelten. Es ist überliefert, dass für Telefonieversuche der Sender häufig mit dem laufenden Programm das Hamburger Rundfunks aufmoduliert wurde. Was natürlich illegal war. Jedoch die Zahl der tatsächlich zuhörenden Rundfunkhörer in Wismar war wohl überschaubar, unter anderem, weil die Ausstrahlungen auf Kurzwelle erfolgten.

Technologie dieser frühen Funkverbindungen

Betriebsart - nur in Morsetelegrafie. Aber wie fanden zwei "Gesprächspartner" zusammen? Verabreden auf einer bestimmten Frequenz? Fehlanzeige, das war viel zu ungenau. Aber es gab aber auch viele weitere Probleme zu lösen...

Mehr dazu...

Vor 1923 mit Huth, Seibt und Telef. auf Empfang

Aus seinem Privatbestand stellte Heinrich der Ingenieur-Akademie, namentlich seinem An-Institut dem Elektrotechnischen Institut an der Abteilung Elektrotechnik, am 16. Mai 1923 auch drei Detektorempfänger zur Verfügung:

je einen der Firmen Huth, Telefunken und Seibt.

 

 

Problem der Rückkopplung

"...Es ist daher unzulässig, daß Rückkopplungsempfänger benutzt werden, welche in die Antenne hineinschwingen. Einigermaßen sicher wird dies nur dadurch vermieden, daß bei einem Mehrröhrenempfänger mit Vorröhre gearbeitet wird, welche aus eigener Heiz- und Anodenbatterie gespeist wird, so daß nicht etwa durch die betreffenden Zuleitungen Energie auf die Antenne übertragen wird."

Der Radio-Amateur. Dr. Nesper, 1923/1925

 

 

Großes Interesse an Funkamateuren

Telefunken war sehr aufgeschlossen den Funkamateuren gegenüber. Man erkannte das fachliche Potential wie auch einen sich daraus ergebenen Markt. Im Jahre 1927 rief die Firma Telefunken in Deutschland zu einem Wettbewerb auf. Gewünscht war ein Sende-Empfangsgerät, was Sender und Empfänger in einem Gehäuse vereinte. Es war der erste Wettbewerb dieser Art und hatte eine starke Resonanz. Die preisgekrönten Geräte waren im "Funkbastler" 1927 ausführlich vorgestellt worden.

(Fast zur gleichen Zeit veröffentlichte Manfred von Ardenne nach einer längeren Amerikareise im Augustheft 1927 recht detailliert den "Heutige(n) Stand der amerikanischen Rundfunktechnik".)

1930 brachte Fa. Telefunken einen speziellen Amateur(funk)Empfänger T 32 heraus. Ein Geradeausempfänger in Form eines 0-V-2. Die Neuheit: ein Spulenrevolver.

 

 

Darf ein Bastler patentierte Geräte nachbauen?

Der Bastler - Freund oder Feind der Industrie? Telefunken lässt dazu im "Funkbastler" 1927/ Heft 17 klarstellen:

Bastler und Patente
Der Amateurempfänger T32

 

 

Dienstreisen Heinrichs nach Chemnitz und zu Telefunken in Berlin 1926

Dr.-Ing. Kurt Heinrich verbrachte meist die Semesterferien in seiner alten Heimat im Erzgebirge und speziell auch in den Technischen Staatslehranstalten in Chemnitz (heute zur TU Dresden). Hier in Chemnitz nutzte Heinrich Aussendungen des Wismarer Versuchssenders für Empfangsversuche, die er gemeinsam mit Prof. Carl Bangert für die dortigen studentischen Praktika einbezog.

Im September 1926 liefert Heinrich dazu in einem  Brief aus Chemnitz  einen Bericht an den Akademiedirektor Michenfelder und kündigte für die Rückfahrt nach Wismar seine Vorstellungen zu einem dienstlichen Abstecher nach Berlin an. Es galt seine Kontakte zur Großindustrie wie Telefunken, AEG, Siemens & Halske usw. wenigstens einmal im Jahr zu pflegen.

 

 

Wismar sucht den Zugang zum DASD und DFTV

 

 

Radio-Ingenieure auch aus Wismar

Klingt etwas übertrieben, war es aber nicht. Nachweislich "lieferte" Dr.-Ing. Heinrich Jahr für Jahr in Berliner Großbetrieben Wismarer Absolventen als Prüffeldingenieure ab, die auch bei Radioherstellern arbeiteten. Zur Schwachstrom-Übung DETEKTOR im Labor gehörte auch die Konstruktion für einen Kristalldetektor dazu. Dieser Kristalldetektor war schließlich eine variierbare Hochfrequenz-Diode, die nicht nur zum "...Großstadtempfang, sondern für vielfache sonstige Erfordernisse"/* zum Einsatz kam. (/* Der Radio-Amateur / Radio-Telephonie von Dr. Eugen Nesper 1923/25, Vorwort Seite X)

Konstruktionszeichnung zum Detektor in Wismar

 

 

Zur Bedeutung des Funks/Rundfunks

Die legendäre Rede von Albert Einstein zur Eröffnung der Funkausstellung 1930 in Berlin fasst die Bedeutung der Entwicklung des Funks/Rundfunks treffend zusammen - die technische wie die politische:

"Verehrte An- und Abwesende!

Wenn Ihr den Rundfunk höret, so denkt auch daran, wie die Menschen in den Besitz dieses wunderbaren Werkzeuges der Mitteilung gekommen sind. Der Urquell aller technischen Errungenschaften ist die göttliche Neugier und der Spieltrieb des bastelnden und grübelnden Forschers und nicht minder die konstruktive Phantasie des technischen Erfinders.

Mehr…

Denkt an Oersted, der zuerst die magnetische Wirkung elektrischer Ströme bemerkte, an Reis, der diese Wirkung zuerst benutzte, um auf elektromagnetischem Wege Schall zu erzeugen, an Bell, der unter Benutzung empfindlicher Kontakte mit seinem Mikrophon zuerst Schallschwingungen in variable elektrische Ströme verwandelte. Denkt auch an Maxwell, der die Existenz elektrischer Wellen auf mathematischem Wege aufzeigte, an Hertz, der sie zuerst mit Hilfe des Funkens erzeugte und nachwies. Gedenket besonders auch Liebens, der in der elektrischen Ventilröhre ein unvergleichliches Spürorgan für elektrische Schwingungen erdachte, das sich zugleich als ideal einfaches Instrument zur Erzeugung elektrischer Schwingungen herausstellte. Gedenket dankbar des Heeres namenloser Techniker, welche die Instrumente des Radio-Verkehres so vereinfachten und der Massenfabrikation anpassten, dass sie jedermann zugänglich geworden sind.

Sollen sich auch alle schämen, die gedankenlos sich der Wunder der Wissenschaft und Technik bedienen und nicht mehr davon geistig erfasst haben, als die Kuh von der Botanik der Pflanzen, die sie mit Wohlbehagen frisst.

Denket auch daran, dass die Techniker es sind, die erst wahre Demokratie möglich machen. Denn sie erleichtern nicht nur des Menschen Tagewerk, sondern machen auch die Werke der feinsten Denker und Künstler, deren Genuss noch vor kurzem ein Privileg bevorzugter Klassen war, der Gesamtheit zugänglich und erwecken so die Völker aus schläfriger Stumpfheit.

Was speziell den Rundfunk anlangt, so hat er eine einzigartige Funktion zu erfüllen im Sinne der Völkerversöhnung. Bis auf unsere Tage lernten die Völker einander fast ausschließlich durch den verzerrenden Spiegel der eigenen Tagespresse kennen. Der Rundfunk zeigt sie einander in lebendigster Form und in der Hauptsache von der liebenswürdigen Seite. Er wird so dazu beitragen, das Gefühl gegenseitiger Fremdheit auszutilgen, das so leicht in Misstrauen und Feindseligkeit umschlägt.

Betrachtet in dieser Gesinnung die Ergebnisse des Schaffens, welche diese Ausstellung den staunenden Sinnen des Besuchers darbietet."

Weniger…

Rede Albert Einstein zur Funkausstellung 1930...

...in "Geschichte der Telekommunikation" sehr lohnenswert!


 

 

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