Der Status dieses Instituts wird in späteren Prozessen (1932-1934) gegen Heinrich immer wieder hinterfragt werden, weil man ihm plötzlich rückwirkend rein privates Interesse unterstellte. Umso interessanter der Blick in die Entstehungsgeschichte…
Im Jahre 1923 statte Heinrich in zwei Übergaben "sein" Elektrotechnisches Institut in Wismar umfassend mit Gerät und Material seines bis dahin in Chemnitz privat betriebenen Laboratoriums aus. Hier ein Auszug aus seinem Brief an das Wismarer Bildungsamt vom 6. September 1923 zum zweiten Teil der Übergabe:
"Ebenso, wie dies bereits bisher erfolgt ist (drahtlose Station, Hochfrequenzapparate) bin ich auch jetzt bereit, dem Institut in Sonderheit dem mir unterstellten Laboratorium oben aufgeführte Apparate selbstverständlich kostenlos unter Betonung meines Eigentumsrechtes leihweise zur Verfügung zu stellen, sofern das Besoldungsamt mit dem Einverständnis sowohl mein Eigentumsrecht anerkennt als auch die Kosten des Transportes (Frachtgut mit Versicherung) übernimmt...
Die angesetzten Preise sind Friedensmark, um den Wert der Apparate zu kennzeichnen und darzulegen, daß durch die Überlassung dem Laboratorium wiederum Kosten erspart wurden, da von den Apparaten, die ich für das Institut dringend notwendig erachte, noch keines bereits vorhanden ist."
Zu einem Knackpunkt hat sich dann dieser Nachsatz entwickelt:
"Bei der Anerkennung meines Eigentumsrechtes müßte auch ausgedrückt werden, daß mir bei größeren Schäden an den Apparaten, besonders an den Meßinstrumenten, das Recht zusteht, diese genau wie Instrumente, die Eigentum des Instituts sind, wieder instand setzen zu lassen."
Das "Elektrotechnische Institut" ließ für die Studierenden entsprechende Praktikums-Hefte drucken. Augenscheinlich ein Druckauftrag, der hierfür über den Bürobedarf Otto Rechenberger jun. in Wismar (Krämerstr. 4, heute Reisebüro Karstadt) abgewickelt worden war.
Ein zu der Zeit übliches Lehr-/Fachbuch war das "Hilfsbuch für die Elektrotechnik" von Dr. Karl Strecker (Herausgeber) ab 1912, bei fast jährlicher Neuauflage. Vermutlich wurde dieses Buch eher auch von den Dozenten als Studenten genutzt.
"...Im Labor ist ein Motor durchgebrannt!"
Und schon hatte sich der Laborleiter sich zu kümmern. In den zwanziger Jahren oft allein in persona, später unterstützten Techniker und auch studentische Hilfskräfte. (mehr dazu)
Dr.-Ing. Kurt Heinrichs immer wieder bescheinigte handwerkliche Begabung war für Wismars klamme Kassen Gold wert.
Beispiele zu einigen ET-Fächern und deren Inhalte (damals Programme genannt):
Viele dieser scheinbar unterschiedlichen Unternehmen hatten gemeinsame Wurzeln und/oder firmierten bei Bedarf neu.
Die aufkommende industrialisierte Fließ(band)arbeit ließ den Bedarf an praxisorientierten Ingenieuren sprunghaft steigen. Speziell in den Bereichen Prüffeld und Technologie. So war die Chance auch für kleine Hochschulen wie die Wismarer Ingenieur-Akademie gegeben. Beide Seiten partizipierten voneinander - die Unternehmen konnten ihre Wünsche zur Lehre und inhaltlichen Themen einbringen und die Akademie wurde bei der Absolventenabnahme begünstigt.
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