Bis zur Mitte der 1860er Jahre blieb die Firma Siemens & Halske in der Ausbauphase. Die Produktionsweise lehnte sich noch stark an die handwerklich geprägten Manufakturen der vorindustriellen Zeit an. Meister und Erfinder standen im Vordergrund, die Fabrikation erfolgte weitgehend in Handarbeit und war wenig arbeitsteilig. Bis 1870 gab es kaum Spezialmaschinen im Betrieb, da vor allem Kundenaufträge abgearbeitet wurden. Die Produktion orientierte sich an den Bestellungen und nicht so sehr am Markt. (Quellenangabe am Textende)
In den Folgejahren nahm die Starkstromtechnik einen rasanten Aufschwung. Um die vorletzte Jahrhundertwende verfügten schon viele Städte über eigene Elektrizitätswerke. Von der Manufaktur zur Fabrik. Ab 1867 führten eine sehr gute Auftragslage sowie wachsender Mangel an Arbeitskräften zur Umstellung auf das Fabriksystem. Die arbeitsteilige Fertigung erlaubte auch den Einsatz ungelernter Kräfte und führte zur Erhöhung der Stückzahlen. 1872 richtete Siemens den sogenannten amerikanischen Saal ein. Bohr-, Fräs- und Hobelmaschinen wurden angeschafft, mit dem Ziel, „auch mit schlechten Arbeitern gute Sachen machen zu können.“ Die Akkordarbeit hielt auch bei Siemens Einzug.
Quelle: aus Museumsheft Werner von Siemens und die Elektrotechnik „... ein Reich, welches ich gegründet habe“ - Werner von Siemens und die Elektrotechnik / PDF (1 MB) / als ein Museumsheft des Museums Energiegeschichte(n) Hannover
Während Edison in Amerika an der Entwicklung einer brauchbaren Glühlampe arbeitete, machte in Deutschland Siemens & Halske (S&H) unter Werner von Siemens und seinem Sohn Wilhelm die ersten planmäßigen Versuche mit Glühlampen unter Verwendung verschiedener Stoffe (Metalle, Baumwollfäden, Zellstoffe usw.). Bereits 1880 waren sie erfolgreich. In ihrer Werkstätte entstand 1882 die Glühlampenfabrik von S&H, die älteste in Deutschland.
Siemens & Halske war auf dem Gebiet der elektrischen Beleuchtung mit Bogenlampen sehr erfolgreich. Man war geneigt, sich weiterhin diesem Zweig der Lichterzeugung zu widmen. Ansonsten wurden die Arbeitsgebiete im Hause Siemens geteilt: S&H war nun auf dem Schwachstromsektor aktiv, Siemens-Schuckertwerke GmbH (SSW) im Bereich Starkstromtechnik.
Zum Bestand des elektrotechnischen Instituts und damit zur Nutzung im Elektrotechnischen Labor gehörte auch ein Schnellschreiber von Siemens & Halske. Diesen stellte bereits 1922 Dr.-Ing. Kurt Heinrich aus seinem heimatlichen Privatinstitut mit zur Verfügung.
Mit den ersten Schnellschreibern suchte man nach Möglichkeiten, die Telegrafiegeschwindigkeiten zu erhöhen, um die Leitungsbelegung verkürzen und damit mehr Depeschen übertragen zu können. So entwickelte man Lochstreifensender, die mit zuvor schreibmaschinenartig Papierlochstreifen stanzten, die dann in hoher Geschwindigkeit durch elektrische Kontakte abgetastet, telegrafierten. Erst in Morsetelegrafie-Code, später im Fernschreib-Code.