Unter dieser (Studienfach-)Bezeichnung wurde die Erzeugung hochfrequenter Schwingungen, deren Verwendung (die Aussendung, Übertragung im freien Raum und der Empfang) zur drahtlosen Kommunikation verstanden. Telegrafie deshalb, weil es zunächst technisch am einfachsten bei größter Reichweite zu realisieren war, zumal die drahtgebundene Nachrichtenübertragung per Morsezeichen bereits erfolgreich betrieben wurde. (1856 erstes transatlantisches Tiefseekabel)
Das Fach "Drahtlose Telegrafie" ging später in Nachrichtentechnik/ Funktechnik auf.
Zu den Inhalten des Faches Nr. 155 "Grundzüge der Telegraphie und Telephonie" gehörten in Wismar neben Kabeltelegrapie mit Zeichen- und Schreibtelepraphen sowie der Mehrfachtelegraphie (Phantomschaltungen zur Mehrfachausnutzung einer Übertragungsleitung/ später mittels Trägerfrequenztechnik) nun auch die sogenannte "Telegraphie ohne Draht".
James Clerk Maxwell galt als Brückenbauer zwischen Mathematik und Physik. Er bewies mathematisch, dass sich elektrische und magnetische Felder in Form von elektromagnetischen Wellen mit in etwa Lichtgeschwindigkeit durch den Raum bewegen können. Maxwell-Gleichungen (1861-1864) beschreiben die Phänomene des Elektromagnetismus, wie elektrische und magnetische Felder untereinander sowie mit elektrischen Ladungen und elektrischem Strom unter gegebenen Randbedingungen zusammenhängen... Heinrich Rudolf Hertz erzeugte 1886 im Experiment als Erster elektromagnetische Wellen. Gilt damit als deren Entdecker... Mahlon Loomis 1872 (Patent)... Alexander Stepanowitsch Popov (Versuche 1895, sogar mit schon Empfangsdetektion/Kohärer), vergaß Patentierung… Patent aber durch Guglielmo Marconi eingereicht Juni 1896... Adolf Slaby AEG/Telefunken nahm 1897 an Marconi-Versuchen mit der drahtlosen Telegraphie am englischen Bristolkanal teil. Führte entscheidende Verbesserungen ein: die Funkenstrecke lag nicht in der Sendeantenne (wie es Marconi propagierte), sondern in einem mit dem Antennenkreis induktiv gekoppelten Kreis.
1904 ist man (Telefunken) überzeugt, dass "... die Uebertragungsweite für drahtlose Nachrichten (…) im Wesentlichen durch die Grösse der zur Ausstrahlung und zur Aufnahme der elektrischen Wellen benutzten Luftleitergebilde bedingt - im äussersten Falle Trichtergebilde von gewaltigen Türmen von 60m und mehr aufrechtgehalten. Je grösser diese Gebilde sind, um so grösser muss auch die Energiequelle sein, welche die zur Ausstrahlung notwendige elektrische Energie in einem solchen Gebilde liefert."
Foto aus: https://www.cdvandt.org/Tel-Buch-1919-Kapitel-1.pdf hintere Umschlagseite
So zeigt das Foto die Antennenanlage der Telefunken-Versuchsstation im...
Mehr… Weniger…Längstwellensender (17,2 kHz) in Grimeton (Schweden) Inbetriebnahme am 1. Dezember 1924 - offizielle Eröffnung am 1. Juli 1925. Seit dem 2. Juli 2004 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Voll betriebsfähig wie 1925 werden die Analgen zweimal im Jahr für kurze Grußbotschaften in Betrieb genommen. Video der Vorführung zum 25. Jahrestag UNESCO-Weltkulturerbe von SAQ. Umfassend und technisch detailliert beschrieben...
Die ersten technischen Lösungsansätze zur Weiterentwicklung zur Drahtlosen Telefonie in Deutschland werden in einem Beitrag in "50 Jahre Fernsprecher in Deutschland 1877 - 1927" (vom Reichspostministerium 1927) detailliert angesprochen. (mehr unter "Drahtloses Fernsprechen")
Wenn auch nicht in Wismar, aber diese tollen Lehrmodelle wie diesen KW-Sender gab es bereits. Telefunken produzierte in einer extra Sparte speziell Unterrichtsmodelle und Demonstrationsanlagen für Bildungseinrichtungen. Wer es sich wie Wismar nicht leisten konnte, musste selber basteln... Dr. Heinrich wurde dazu immer wieder großes handwerkliches Geschick bescheinigt.
Widmen wir uns mal den Senderöhren, um eventuell Rückschlüsse auf die im Wismarer Labor 1928 verwendeten zu ziehen. Die Gestalt und Größe der Glaskolben deuten auf die RS 19 oder …
... RS 31 hin. Unter Auswertung der technischen QSL-Angaben dürfte es eine RS19 sein.
Die RS 19 ist eine luftgekühlte Sende-röhre für 175 Watt in den Abmaßen 60 x 300 mm aus „Thüringer Glas“ und zwischen 1917 und 1921 entwickelt. (Heizung 14V bei 4,8A).
Zum Vergleich:
Das „Technisch-Physikalische Institut“ am Helmholzweg 6 in Jena (eK4AAL) verwendete im September 1927 die 6cm kleinere RS 17; diese dafür 2mal.
Übrigens auf der QSL mit dem Verweis auf die besonderen „…times of working:“ [1]
http://www.tubecollection.de/ura/rs.htm
Der Einsatz von „richtigen“ Senderöhren (die RS-Serie) war Ende der zwanziger und Anfang der dreißiger Jahre, sicher aus Kosten- und/oder Zugriffsgründen, nur in „größeren“ Einrichtungen vorzufinden. Bei Privatpersonen und reinen (Amateur-)Funkvereinen kam lediglich die RE-Serie (eigentlich als Empfängerröhren entwickelt) zum Einsatz.
In eigener Auswertung dutzender historischer deutscher QSL-Karten aus dieser Zeit, waren aus dieser Serie häufiger vertreten die RE 97, RE 134, RE 209 und relativ oft auch die RE 504. Damit war quasi „nur“ QRP-Betrieb möglich; mit einer einzelnen Röhre lag man generell bei < 10 Watt. In einigen wenigen QSL wurden Endstufen mit 2 x RE 504 ausgewiesen und so 15… 20 Watt beschrieben.
Im Vergleich dazu präsentierte die Wismarer Versuchsstation zur gleichen Zeit bereits lt. der historischen QSL von eK4ABK eine moderate Sendeleistung von 100 Watt (Input), die dann spätestens 1933 als D4ABK verdreifacht angeboten werden konnte.
[1] QSL eK4AAL vom 26.09.1927 /QSL-Collection Gérard Debelle/F2VX Responsable du Service Historique du REF
Im November 2022 wurde dieses Foto vom Autor als eine Fälschung der zwanziger/dreißiger Jahre entlarvt! mehr...
Die legendäre Rede von Albert Einstein zur Eröffnung der Funkausstellung 1930 in Berlin fasst die Bedeutung der Entwicklung des Funks/Rundfunks treffend zusammen - die technische wie die politische:
"Verehrte An- und Abwesende!
Wenn Ihr den Rundfunk höret, so denkt auch daran, wie die Menschen in den Besitz dieses wunderbaren Werkzeuges der Mitteilung gekommen sind. Der Urquell aller technischen Errungenschaften ist die göttliche Neugier und der Spieltrieb des bastelnden und grübelnden Forschers und nicht minder die konstruktive Phantasie des technischen Erfinders.
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